Wie die Herrnhuter nach Hessen kamen
Gleich zweimal ist die Herrnhuter Brüdergemeine nach Hessen gekommen.
Das erste Mal war 1738. Graf Nikolaus Ludwig von Zinzendorf wurde damals aus Sachsen verbannt, da die Brüdergemeinde von der Landeskirche als Bedrohung empfunden wurde. Er schloss einen Ansiedlungsvertrag mit dem Grafen zu Ysenburg-Büdingen ab, der für seine Religionstoleranz bekannt war. Daraufhin wurde am 15. Mai 1738 der Grundstein für die Siedlung Herrnhaag auf dem Hügel Haag in der Nähe von Büdingen gelegt. Dieser Ort entwickelte sich zur maßgebenden Siedlung der Brüdergemeine, an dessen Baustil sich die später gegründeten Siedlungen, aber auch bereits bestehende Siedlungen in der Folgezeit orientierten. In dieser Siedlung wurden eigene liturgische Formen entwickelt. Außerdem war der Ort Ausgangs- und Anziehungspunkt für eine Vielzahl von Missionaren und Menschen, denen es um eine praktisch gelebte Frömmigkeit ging. Als der Platz in Herrnhaag beinahe vollständig umbaut war und insgesamt 17 Gebäude auf dem Hügel errichtet waren, kam es zum Streit mit dem neuen Grafen zu Ysenburg-Büdingen. Anders als seinem Vater waren die Herrnhuter dem neuen Grafen suspekt, zumal der alte Ansiedlungsvertrag sie seiner direkten Oberhoheit entzog. Deshalb sollten die Bewohner Herrnaags nun einen Eid auf den neuen Fürsten leisten und sich vom Grafen Zinzendorf lossagen. Die Bewohner weigerten sich aber und so wurde die Siedlung nach nur knapp fünfzehnjährigem Bestehen aufgegeben und die Bewohner zogen in andere Herrnhuter Siedlungen.
Als Folge des von Deutschland ausgelösten zweiten Weltkriegs kam es zur Umsiedlung deutschstämmiger Bevölkerungsgruppen aus östlichen Teilen Europas, insbesondere aus Polen, Tschechien und der Ukraine. Im Zuge dieser Umsiedlung kamen auch Herrnhuter nach Hessen und ergänzten die hier bereits ansässigen Herrnhuter. Sie gehörten anfangs zur Brüdgermeine Neuwied und wurde von ihr betreut. Aber es bestand auch der Wunsch nach einem intensiveren Kontakt untereinander. So begann in den 70iger Jahren der Aufbau einer Bereichsgemeinde mit einem Gemeinhelfer/P farrer. 1997 wurde die Evangelische Brüdergemeine Rhein-Main selbstständig.
Heute lebt und feiert die Gemeinde um die beiden großen Gemeindezentren Frankfurt und Herrnhaag sowie in kleinen Kreisen in den Städten Hessens.