Geografisch betrachtet sind sie ersteinmal die Bewohner des kleinen Oberlausitzer Ortes Herrnhut. Aber es ist auch die Bezeichung für die Mitglieder einer evangelischen Freikirche mit etwa 1 Million Mitgliedern in aller Welt, der Herrnhuter Brüdergemeine. Etwa 6000 Herrnhuter leben in Deutschland in 16 verschieden strukturierten Gemeinden.

Als Freikirche steht die Brüdergemeine der Evangelischen Kirche sehr nahe. Viele Mitglieder sind Doppelmitglieder und gehören auch zu einer Evangelischen Landeskirche. In der Lehre unterscheidet die Herrnhuter Brüdergemeine sich nicht von anderen evangelischen Kirchen. Wichtig ist uns, dass wir den Glauben persönlich ernst nehmen, ohne andere über den „richtigen Glauben“ belehren zu wollen.

Und wie entstand die Herrnhuter Brüdergemeine?

Das kam so ….

Etwa ein Jahrhundert bevor Martin Luther in Deutschland die Reformation anstieß, predigte in Böhmen Jan Hus bereits die Reform der Kirche. Deswegen wurde er 1415 auf dem Konzil in Konstanz als Ketzer verbrannt. Daraufhin kam es in Böhmen zu jahrzehntelangen Unruhen, heute würde wir wohl von Bürgerkriegen unter Beteiligung von ausländischen Interventionen sprechen.

Einigen Anhängern der Lehre von Jan Hus wurde deutlich, dass die kriegerischen Auseinandersetzungen letztlich nur weltliche Machtkonflikte waren, die das Wort vom Kreuz für ihre Zwecke instrumentalisierten. So zogen sie sich ins Adlergebirge in Böhmen zurück, um gewaltfrei ein geschwisterliches Leben zu führen. Aus dieser Gemeinschaft entwickelte sich eine kleine Kirche, die Böhmischen Brüder. Bis 1620 lebten evangelischen Christen in Böhmen als anerkannte Konfession. Die Gegenreformation führte dazu, dass die Böhmischen Brüder in den Untergrund gedrängt und verfolgt wurden. Ihr letzter Bischof in Böhmen war der bekannte Pädagoge Johann Amos Comenius.

Beinahe 100 Jahre später verließen die Nachfahren der Böhmischen Brüder unter dem wachsenden Druck Mähren und suchten eine neue Heimat. Sie gelangten auch in die Oberlausitz. Dort gestattete ihnen der vom Hallischen Pietismus beeinflusste Graf Nikolaus Ludwig von Zinzendorf die Ansiedlung auf seinem Grund und Boden. Er bot ihnen Schutz, um ihren Böhmischen Glauben leben zu dürften. So kam es, dass die Glaubensflüchtlinge 1722 den ersten Baum fällten in der Nähe von Gut Berthelsdorf und der Ort Herrnhut entstand. Unter der Leitung von Zinzendorf entstand aus überzeugten Christen verschiedener Konfessionen eine Lebens- und Glaubensgemeinschaft - die Herrnhuter Brüdergemeine.